Ähnlich wie die Kooperation von Deutsche Post AG für Briefe und Päckchen und DHL für Pakete und Logistik in Deutschland, arbeiten in der Volksrepublik China (und darüber hinaus) die Chinesiche Post und EMS zusammen – naja soweit man das Zusammenarbeit nennen kann, denn die Chinesische Post hat es bisher noch nicht fertiggebracht, korrekt auf die englischsprachige Website ihres Kooperationspartners zu verlinken – sehr vertrauenserweckend *ironie-off*. Da in den letzten Jahren mehrere ausländische Logistikunternehmen, wie FedEx, UPS und DHL den chinesischen Markt entdeckten und dort ihre Services deutlich billiger anboten als die heimischen Unternehmen, hat die chinesiche Regierung scheinbar ein Gesetz erlassen, dass man als privater Versender aus China grundsätzlich nur noch die chinesische Post, bzw, EMS benutzen darf und selbst als gewerblicher Versender kann man wohl z.B. den Versand durch DHL nur anbieten, wenn man eine Kundennummer des (gewerblichen) Empfängers bekommt.
Ich muss zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob ich das so alles 100%ig richtig wiedergebe, aber grundsätzlich wird versucht, die Chinesiche Post/EMS als Quasi-Monopolisten zu behalten und anderen Anbietern das Geschäft auf dem chinesischen Markt schwer zu machen.

Was ein Paket mit DHL von Deutschland nach China kostet, kann wohl jeder selbst herausfinden, indem er oder sie den Portorechner auf der DHL-Website zum Einsatz bringt.

Aber an dieser Stelle möchte ich den Weg und die Kosten für den Paketversand aus China nach Deutschland mit dem “einheimischen” Services zeigen:
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich durchaus Vorbehalte, bzw, Vorurteile gegen das Chinesische Postwesen habe, die auf meinen Beobachtungen hier beruhen. Wenn man mal einen Paketboten eines Lieferservices auf einem hoffnungslos überladenem Elektroroller beobachtet hat, wie er durch ein Schlagloch brettert, kann das vielleicht nachvollziehen. Ebenso derjenige, der beobachtet hat, wie ein Paketdienst auf dem Bürgersteig Pakete und Päckchen sortiert oder der einen Blick durch die offen stehende Tür ins Lager der örtlichen Post werfen konnte. Seit Amazon wissen wir ja, dass “choatische Lagerhaltung” für ein Logistikunternehmen funktioniert, aber bei dem letztgenannten Anblick hat man seine Zweifel, ob dieses System in China zum Einsatz kommt. 🙂 Aber auf der anderen Seite habe ich mit EMS bei Lieferungen aus Taiwan wirklich gute Erfahrungen gemacht!

Auch EMS verfügt jedenfalls über einen kleinen Online-Portokostenkalkulator, der jedoch mit dem Hinweis versehen ist, nur “Referenzwerte” zu liefern. Unterschieden wird zwischen “lokaler Lieferung”, “Internationale Lieferung” und “China Expresslieferung” – wobei für die Express-Lieferung ebenfalls internationale Ziele gewählt werden können. Zweites Kriterium ist, ob man Dokumente oder Ware versenden möchte. Dokumente zu versenden ist etwas billiger, aber alle Ware die nicht so voluminös ist und weniger als 500 Gramm wiegt, darf (wohl nach Ermessen des Postbeamten) als Dokument versendet werden. Ansonsten geht’s beim Preis einfach nur noch ums Gewicht. Aber es gibt noch andere Einschränkungen: maximal 20kg für das Gesamtgewicht, eine Seite darf die Länge von 150cm nicht überschreite und das Gurtmaß darf wohl 5m nicht überschreiten (bin ich mir aber nicht sicher, ob die das genauso berechnen, wie wir in Deutschland). EMS behält sich vor, bei Bedarf nach volumen abzurechnen. Wer also Federbetten verschicken will, könnte durchaus andere Preise berechnet bekommen. Außerdem darf die Sendung gemäß dieser Bestimmungen folgendes nicht enthalten (mit Kommentarenvon mir in Klammer):

  1. Alle nach Gesetz und Bestimmungen in Umlauf zu bringen verbotenen Artikel (ach ne, wer hätte es gedacht?)
  2. Explosive, entfammbare, ätzende, radioactive und giftige Sachen (okay, tue ich dann mal zurück ins Regal)
  3. Alle Zeitungen und Magazine, die den Interessen von China abträglich sein könnten (zum Beispiel Sexheftchen ebenso wie “Freie Presse” oder vorgebliche Kombinationen wie die BILD-Zeitung)
  4. Währungen (Geld jedweder Form hat in China zu bleiben)
  5. Alles, was die öffentliche Gesundheit gefärden könnte (Killerviren, Blut für den Aids-Test).
  6. Verderbliche Ware (wer schon mal Enten vor einem Restaurant aufgehängt in der Sonne hat trocknen sehen, um Dörrfleisch zu erhalten, weiß, dass “verderblich” ein weit dehnbarer Begriff in China ist)
  7. Alle lebenden Tiere (für alle, die jetzt auf die Idee kommen, die Enten lebend zu verschicken) außer ordentlich verpackte Bienen, Seidenraupen und Blutegel (ähm, ja – ab wann gelten Bienen eigentlich als “ordentlich verpackt”? Muss jede einzeln in Geschenkpapier eingeschlagen sein?)
  8. Alles, was die  Sicherheit und Unversehrtheit von Personen gefährden oder anderen Sendungen beschädigen könnte, wenn es nicht gut verpackt ist (ungesichertes Maschinengewehr, schlecht verpackte Killerbiene)
  9. Andere für den Versand unangebrachte Dinge (also alles, worauf der Postbeamte einfach mal kein Bock hat – Entscheidung nach Nasenfaktor)

Okay, kommen wir zu ein paar Preisbeispielen. Da sich der Express- und der normale internationale Versand preislich nicht unterscheiden, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um genau denselben Service handelt. Ich glaube kaum, dass Express auch nur einen Tag schneller ist, oder der normale Versand über den Landweg stattfindet oder die Pakete verschifft werden. In der Regel muss man mit Laufzeiten von 12-14 Tagen nach Deutschland rechnen.

Versand von Ware (Dokumente etwas billiger) nach Deutschland mit EMS (Preise und Umrechnung ohne Gewähr, Stand Januar 2012):

  • bis 500 Gramm 220 ¥uan, ca. 28 €
  • bis   1 Kilogramm 355 ¥uan, ca. 45 €
  • bis   2 Kilogramm 505 ¥uan, ca. 63 €
  • bis   3 Kilogramm 655 ¥uan, ca. 82 €
  • bis 10 Kilogramm 1.700 ¥uan, ca. 211 €
  • bis 15 Kilogramm 2.455 ¥uan, ca. 304 €
  • bis 20 Kilogramm 3.205 ¥uan, ca. 400 €

Zum Vergleich: Ein Paket mit 10kg von Deutschland nach China mit DHL kostet ca. 60 Euro – warum der Weg aus China 3½ mal teuerer ist, bleibt das Geheimnis von EMS. Aber es scheint den Chinesen schon sehr wichtig zu sein, keine Konkurrenz zu diesem Service im eigenen Land zu dulden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass hier eine kleine aber wachsende Gruppe gibt, die deutsche Luxussportwagen fährt und Designerware trägt – wie typisch für Land, dassals Entwicklungsland eingestuft wird.  ;-P Zugebenermaßen existiert für diese Einstufung keine allgemein anerkannte Definition und das soziale Gefälle von den großen chinesischen Urbanen Megazentren zu den ländlichen Provinzen und dem Hinterland ist verdammt steil.

Übrigens gelten diese Preise nicht für den Versand aus Hong Kong, Macao und Taiwan und ich weiß nicht genau wie, aber als gewerblicher chinesicher Anbieter scheint es eine Möglichkeit für einen billigeren Versand zu geben. Eigentlich lohnt sich der Versand mit EMS nur, wenn man etwas hochwertiges oder besser gesagt sehr teures zu verschicken hat. Aber meines Wissens verschwinden relativ viele Sendungen in China und tauchen trotz “Track & Trace” von EMS (nur für Express-Sendungen und fraglich ob auch für internationalen Versand) nicht wieder auf. Ebenso weiß man nicht, wie es versicherungstechnisch bei den Paketen von EMS aussieht.

Fazit
Teuer, fraglich und erscheint wenig vertrauenswürdig, ist aber abgesehen von der Organisation des Versandes vom Zielland aus, die einzige Möglichkeit irgendwas nach China nach Deutschland zu schicken. Bleibt ein großer Seufzer und ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. Überlegt Euch also gut, ob ich Euch aus China irgendwas schicken soll. 😀