Wer sich als Ausländer ohne in China gültigen Führerschein in dortigen Großstädten fortbewegt, weiß schnell die Vorzüge des einfachen Massentransportmittels Metro zu schätzen. Es ist schnell, sehr billig und deckt die Stadtgebiete meist sehr gut ab – zumindest in Beijing und Shanghai. Natürlich sind die Waggons durchaus mal überfüllt, aber selbst zur Rush-Hour nicht ganz so extrem, wie z.B. in Japan, wo es extra Angestellte der Metro-Betreiber gibt, die tatkräftig und handgreiflich auch den letztmöglichen Fahrgast noch in den Wagen stopfen, als ginge es jeden Morgen und Abend darum, den Eintrag “Größte Menge Asiaten in einem Subway-Abteil” im Guinnes Buch der Rekorde zu gewinnen. 🙂
Leider hat Wuxi (noch) keine U-Bahn und wickelt den größten Teil des “Öffentlichen Personennah-Verkehrs ” über Busse, Kleinbusse und Taxis ab. Dementsprechend voll sind die Straßen zu den Hauptverkehrszeiten und ebenso schwer ist es zu diesen Stoßzeiten, eines der Taxis zu bekommen. Wenn man es als Ausländer überhaupt aushält, eine Taxifahrt mit offenen Augen, nicht angeschnallt auf dem Vordersitz eines dieser Gefährte zu überstehen, ohne sich einzunässen, bei dessen Anblick (des Gefährts) ein TÜV-Prüfer in Deutschland nur herzhaft lachen würde bevor er dann vehement mit dem Kopf schüttelt. Nun gut, manchmal hat man Glück und erwischt einen Fahrer, dem noch etwas an seinem eigenen und am Leben des Fahrgastes liegt, aber die Chancen dafür stehen in China allgemein schlecht. Daher möchte ich das Taxifahren in Anlehnung an “Russisches Roulette” an dieser Stelle als “Chinesiches Roulette” nennen, es ist aber so, als hätte man nicht in einer von sechs Kammern scharfe Munition, sondern in fünf von sechs. 🙂
Doch Wuxi sorgt bereits für Abhilfe. Der Bau einer U-Bahn ist in vollem Gange und man hört die unterschiedlichsten Versionen, wann die erste oder alle Linien fertig sein sollen. Trotz gegenteiliger Meldungen kommt es immer wieder zu Bauverzögerungen. Teils werden die eingestanden, aber auf technische Probleme oder unerwartete Hindernisse geschoben. Soviele Bauten wie hier angefangen wurden aber zum großen Teilen halbfertig rumstehen ohne dass man je einen Arbeiter sieht, würde ich aber eher auf Geldmangel tippen.
Schließlich stieß ich auf der englischsprachigen Website der Stadt Wuxi aber auf eine Übersetzung eines Pressetextes, die ich hier gerne nochmals als Übersetzung der Übersetzung wiedergeben möchte, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass die Chinesen hier eine ” radioaktives und rundes Netzwerk” entstehen lassen wollen – zumindest würden dann ruckzuck viele Wohnungen frei und Wuxi könnte sich in bekannte Namen wie Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl und Fukushima einreihen. 😀
Also hier meine (zugegeben etwas freie, aber bestimmt deutlich sinnigere) Übersetzung der Übersetzung:
Am Morgen des 2. Dezember 2008 wurde Reportern auf einer Pressekonferenz der Regierung Wuxi die Nachricht mitgeteilt, dass das Projekt “Städtische Massentransportmittel” für Wuxi durch das Land genehmigt wurde. Mit dem Beginn der Linie 1 wird im Jahr 2009 begonnen werden und es wird damit gerechnet, dass sie im Jahr 2014 in Gebrauch genommen werden kann, während Baustart für Linie 2 in 2011 sein wird und man davon ausgeht, dass sie im Jahr 2015 für den Verkehr eröffnet werden kann. Die beiden Linien werden als das bisher größte kommunale BauwesenGeschichte der Stadt Wuxi eingehen.
Entsprechend der Planung für Wuxi S-Bahn-Verkehr bis zum Jahr von 2050, wird der städtische Hochgeschwindigkeits-Schienenverkehr in Wuxi die Innenstadt als Kern betrachten und von dort aus ein stern- und kreisförmiges Netzwerk aus drei Haupt und zwei Nebenlinien bilden. Die Linien 1, 2 und 3 bilden ein kreisartiges angeordnetes Gerüst und die Linie 4 und 5 sind Nebenlinien. Das geplante Netzwerk ist 157,77 km lang und wird111 Stationen haben. Die jüngste für Stadt Wuxi durch den Staatsrat genehmigt Bauplan für das städtische Hochgeschwindigkeits-Schienenverkehrsnetz zeigt, dass Linie 1 und 2 zusammen 56,11 km lang sein und bis 2015 fertig gestellt worden sein sollen. Es wird eine kreuzförmige Vernetzung in Ost/West-und Süd/Nord-Richtung gebildet und somit eine “Null-Transfer”-Zone zwischen dem Beijing-Shanghai Expressway, dem Shanghai-Nanjing IC-Bahnhof sowie andere Verkehrsmitteln realisiert werden. Beide Linien benutzen Typ B U-Bahn-Züge, die aus 5 Einheiten (3 Angetriebenen und 2 Anhängern) bestehen werden. Konzepte der Energieeinsparung und des Umweltschutzes werden in Arbeitsweisen, Stationsdesign und technischen Materialien umgesetzt werden. Mehr als 70% der Fahrzeuge und der mechanischen Ausrüstung wird in China produziert (“Sehr vertrauenserweckend! Das schreckt die Leute doch eher ab, oder?” – ironische Anmerkung von mir :-)). Die Gesamtinvestition für die beiden Linien wird sich auf 25,454 Mrd. RMB belaufen (entspricht ca. 3,1 Mrd Euro Stand Februar 2012 – ernst gemeinte Anmerkung von mir), von denen mit 45% der Gesamtsumme 11,454 Mrd. RMB (ca. 1,3 Mrd. Euro) aus Staatsmitteln zur Projektunterstützung entfallen.