Speicher, der mitrechnet, ist eine Idee, die das Computer-Urgestein David Patterson (Universität Berkeley) vor langer Zeit formulierte.  Der Speicherhersteller Micron Technology greift die Idee auf und legt eine Kostprobe vor.

Bereits Mitte der 90er Jahre wurde von Patterson  Projekt IRAM (Intelligent Memory) gestartet. Die Idee war, direkt am Speicher kleine Prozessoren anzusetzen, die ausgesuchte Algorithmen viel effizienter und schneller ausführen können, als es eine Von-Neumann-Architektur durch Zwiesprache von Speicher und externer CPU ermöglicht.

Heute Arbeitet Pattersen am AMP-Project (Algorithms, Machines, People), bei dem Algorithmen entwickelt werden, die in Big-Data bestimmte DNA-Muster von Krebs-Genomen ausfindig machen sollen. Für diese Aufgabe sind normalen CPUs nicht wirklich gut einzusetzen, GPUs können das deutlich besser.  Suchmaschinenanbieter wie Google und Social Media Firmen wie Facebook, Twitter aber natürlich auch Verkaufsgiganten wie Amazon, Ebay und Co. sind hochinteressiert an einer effizienten Mustererkennung (Stichwort “Big Data”), die ihre großen Rechenzentren entlastet.

Aus Yukon wird Yukon 2.0
Wer aber kann besser Recheneinheiten im Speicher-Chip einbauen als ein Speicherhersteller mit Erfahrung? Bereits 2002 versuchte sich Micron daran und stellte sein Active Memory unter dem Codenamen Yukon vor. Die Zeit war noch nicht reif für diese Technik. Doch jetzt startet Micron einen zweiten Versuch. Die Firma hat im letzten Jahr Elpida dazugekauft, der Aktienkurs hat sich verdoppelt, man mischt ordentlich bei NANDs und SSDs mit, und kann nun ganz neue Wege gehen!

Schon bald (in einigen Wochen) soll Yukon 2.0 Realität werden und erste Prototypen eines Automata-Entwicklungssystems an die Entwickler gehen. Der Automata-Prozessor wurde im letzten Jahr auf der “Supercomputer 2013” vorgestellt und startet mit 49 152 Processing Elements – Yukon hatte ursprünglich mal nur 256. Diese PEs werkeln direkt am Speicher und werden über das DDR3 angesprochen. Der Clou: Man kann sie mit regulären Ausdrücken befeuern, die dann massiv parallel bearbeitet werden. Die Verknüpfungsmöglichkeiten, die man mit der Automata Network Markup Language programmieren kann, sind sogar noch weit größer. 6,6 Billionen (!) Decisions pro Sekunde bei nur etwa 4 Watt TDP, das lässt die Branche aufhorchen. Erste Benchmarks mit 48 Automata-Chips gegen einen Xeon-Cluster mit ebenfalls 48 Kernen lief auf Basis des verbreiteten Bioinformatik-Benchmarks Planted Motif Search und ergab bei den sehr herausfordernden Parametern (26,11) ein Laufzeitverhältnis von 14 Minuten zu 47 Stunden. Oder anders: Die Arbeit, die die 48 Xeons in 47 Stunden schafften, legten die Automata-Prozessoren in weniger als einer Viertelstunde auf den Tisch! Dazu brauchten sie auch nur etwa 315 WATT-CPU-Leistung, während die Xeons 2000 Watt verheizten. Das sind gute Aussichten für den Automata-Prozessor sagen bekannte Analysten und Branchenkenner im Chor – und Microns Aktienkurse steigen weiter.

Der Aktienkurs von Micron hat sich in den letzten sechs Monaten bereits verdoppelt!

Der Aktienkurs von Micron hat sich in den letzten sechs Monaten bereits verdoppelt!

Speicher, der mitdenkt, wird die Rechenzentren dieser Welt revolutionieren. Das könnte der neue Impuls sein, nach dem die Computerbranche sucht – und wahrscheinlich wird diese Technik den Consumermarkt im Sturm erobern.