Christenverfolgung kennt man eigentlich eher aus Sandalenfilmen aus den 70ern oder aus dem Bericht des Reiseführers beim letzten rombesuch, doch Chisten sind auch heute noch die wahrscheinlich am stärksten verfolgte Glaubensgruppe weltweit! Die Organsiation Open Doors veröffentlichte ihren jährlichen Bericht. Nordkorea ist darin trauriger Spitzenreiter: Laut dem Weltverfolgungsindex unterdrückt das Regime von Kim Jong Un Christen weltweit am stärksten. Gläubige Christen werden in Arbeitslagern eingesperrt und/oder zu Tode gefoltert. Aber auch in Afrika steigt die Zahl der Übergriffe auf Christen.

Kelkheim/Pjöngjang – Allein schon der Besitz der Bibel steht in Nordkorea unter Todesstrafe oder Arbeitslager für die gesamte Familie des Besitzers. Christen werden in Nordkorea weltweit am stärksten verfolgt. Das geht aus dem jährlich erstellten Weltverfolgungsindex 2013 hervor, den das christliche Hilfswerk Open Doors am Dienstag im hessischen Kelkheim veröffentlichte. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen Saudi-Arabien und Afghanistan, dann kommen der Irak und Somalia.

Keine Änderung der Lage unter Kim Jong Un
So führt das kommunistische Land die Liste der Staaten zum elften Mal an. Auch unter dem neuen Machthaber Kim Jong Un hat sich die Situation nicht geändert: Christen werden hingerichtet oder mit ihrer ganzen Familie in Arbeitslager gebracht. Geschätzte 50.000 bis 70.000 Christen befinden sich derzeit in solchen Lagern und werden zu Tode gefoltert, berichtet das Hilfswerk.

Christen gelten in Nordkorea als gefährliche politische Feinde , weil sie die sogenannte “Juche”-Ideologie und die gottgleiche Verehrung von Staatsgründer Kim Il Sung sowie dessen 2011 verstorbenem Sohn Kim Jong Il anlehnten. Ihren Glauben können die etwa 200.000 bis 400.000 Christen in Nordkorea nur heimlich führen und leben. Trotz der harten Verfolgung gelingt es dem Regime von Nordkorea jedoch laut Hilfswerk Open Doors nicht, die wachsenden Netzwerke von Hauskirchen im Untergrund auszulöschen.

Übergriffe in Afrika gestiegen
Aber auch in Afrika hat die Christenverfolgung nach Angaben der Organisation zugenommen. Die afrikanischen Länder Mali, Tansania, Kenia, Uganda und Niger seien erstmals in dem Index vertreten. Der islamische Extremismus sei eine Hauptquelle für systematische Christenverfolgung. In Mali eroberten militante, der al-Qaida nahestehende Islamisten den nördlichen Landesteil. Christen waren gezwungen zu fliehen. Aber Übergriffe auf Christen wurden auch aus den Staaten Tansania, Kenia, Uganda, Niger und Nigeria sowie Ländern des Arabischen Frühlings gemeldet. Nach Angaben von Open Doors stehen Extremistische muslimische Organisationen bereit, dort die Macht zu ergreifen, wo sich durch  Revolution ein Machtvakuum auftut.

Nach Schätzungen von Open Doors werden weltweit rund 100 Millionen Menschen wegen ihres christlichen Glaubens diskriminiert und unterdrückt. Viele von ihnen könnten ihren Glauben nur im Geheimen folgen (wie in Nordkorea). Doch obwohl die Verfolgung zunehme, wachse die Zahl christlicher Gemeinden in vielen Ländern. Die Zahl der Christen in Afrika und Südamerika habe sich seit den siebziger Jahren verdoppelt, in Asien verdreifacht.

Wie ist die Lage in der Volksrepublik China? Hauskirchen werden in China überwacht

In China verbesserte sich die Lage dagegen etwas: Das Land fiel von Platz 21 auf 37. Die Regierung sieht zwar nichtstaatliche Hausgemeinden/Kirchen wie gehabt als illegal an, lässt sie ihre Gottesdienste ungestört feiern – sofern die Regierung in der Lage ist, die Hausgemeindebewegung zu kontrollieren. Deshalb müssen Hauskirchen der Regierung über sämtliche ihrer Aktivitäten berichten, schreibt das Hilfswerk Open Doors in ihrem Report. Zudem sitzen zumindestens 100 Christen wegen ihres Glaubens in China im Gefängnis.

Der Bericht umfasst Daten über den Zeitraum von November 2011 bis Ende Oktober 2012. Jaährlich wird durch das Hilfswerk die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen, von Berichten über Übergriffe und mit Experteneinschätzungen bewertet.

Hintergrundinformation:

Die Zeitschrift Weltwoche berichtet, dass das Christentum die weltweit am stärksten unterdrückte Religionsgemeinschaft sei. Das Unheimlichste am Phänomen sei die globale Stille darüber, die mindestens teilweise aufgrund der Angst vor der Islamophobie zustande gekommen sein könne. Der OSZE-Vertreter Massimo Introvigne soll die Aussage gemacht haben, dass alle fünf Minuten ein Christ ermordet werde. David B. Barrett vom Center for the Study of Global Christianity schätzt, dass es pro Jahr 100.000 christliche Märtyrer gibt. Die Soziologen Brian J. Grim und Roger Finke kommen in ihrer Studie The Price of Freedom Denied (Cambridge) auf 130.000 bis 170.000 ermordete Christen. Unter Experten sind diese Zahlen gemäss dem Weltwoche-Artikel umstritten, weil nicht ersichtlich sei, woher die Autoren ihre Daten beziehen würden. Auch die Berechnungsmethoden und der genaue Messungszeitraum seien nicht klar. Die Weltwoche meint, dass das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors sich an einem weiten Verständnis des Begriffs Christenverfolgung orientieren würde.

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Das christliche Hilfswerk Open Doors gibt an, dass weltweit etwa 100 Millionen Christen in über 50 Ländern wegen ihres Glaubens von Misshandlungen, Gefängnis oder Tod bedroht seien beziehungsweise benachteiligt und diskriminiert würden.

In dem Jahrbuch zur Christenverfolgung „Märtyrer 2006“ schreibt der Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen und der Österreichischen Evangelischen Allianz, der Theologe Thomas Schirrmacher, dass der Anteil der Christen bei der Ermordung von Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit bei weit über 90 Prozent liegen dürfte.

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