Beijing by night

Wenn ich meiner kleinen Cousine China beschreiben sollte, würde ich sagen, dass China gaaanz weit weg ist, dass China sehr sehr groß ist und dass dort sehr sehr viele Menschen wohnen. 🙂

Nach einem Kopfschmerzanfall, der durch eine “Zaubertablette” von einer sehr fürsorglichen Flugbgleiterin von Aeroflot davon abgehalten wurde, sich zu einer ausgewachsenen Migräneattacke zu entwickeln, bin ich glücklich in Schanghai gelandet. Ich war unglaublich happy, dass sich meine Freundin Ning in China anfangs um alles gekümmert hat. Alleine ist man da erstmal hilflos aufgeschmissen, weil (trotz EXPO 2010) kaum ein Taxifahrer Englisch spricht. Tipp für alleine Reisende: Die meisten Hotels bieten die Möglichkeit, sich die Adresse für den Taxifahrer auszudrucken.

Um dem Jetlag zu entgehen, sollte man versuchen, sich so schnell wie möglich der Ortszeit anzupassen. Lieber “durchmachen”, als tagsüber schlafen – so hat man schneller und auch länger was vom Urlaub. Wasser trinkt man (wie in jedem anderen fremden Land) am besten erstmal nur aus Flaschen. Ning hat mir angesehen von 2-3 Touristen-Orten eine ganz andere Seite von Shanghai gezeigt. Als erstes sollte man mal die Stereotypen von Fahrrad-überfluteten Straßen aufgeben. Die Straßen sind voller Autos (großer Teil deutsche Mittelklassewagen und Luxusschlitten) und wirklich jeder Quadratmeter Wand ist mit Reklame versehen. Was Werbung angeht, heißt es in Chinas Großstädten aber “Klotzen statt Kleckern”. Nix Plakate oder Schilder, alles Megafernsehwände und haushohe Leuchtreklamen, Flimmern, Blinken und selbst Schornsteine werden zu “Thermometern” umfunktioniert, die man noch aus 2-3 Kilometern ablesen kann.

Nach ein paar Tagen ging’s nach Beijing. Ebenso wie in Shanghai war’s tagsüber recht winding, aber warm (Glück gehabt mit dem Wetter), die Luft trocken und klar. Letzteres ist wohl im Sommer eher nicht der Fall – besonders in Beijing. In den Großstädten verzichten die chinesischen Autofahrer und besonders die Taxifahrer alle Verkehrszeichen, bis auf rote Ampeln. Wer eine Straße überquert – sogar auf einem Zebrastreifen oder an einer Fußgängerampel sollte nicht auf einen Rundumblick verzichten. Mal eben nach links und rechts gucken reicht nicht.
In Beijing waren wir in der Nähe der letzten Uni meiner Freundin untergebracht. In diesem Distrikt fällt man als Westerner nicht ganz so auf, bzw, wird zur Kenntniss genommen, aber das war’s dann eigetlich auch schon. Wer nun meint, dass ein 2m-Kerl einfach auffallen muss, hat natürlich nicht ganz unrecht, aber nicht alle Chinesen sind klein (Ning ist 1,80m). Ist wohl eher so eine regionale Sache und gerade in den Großstädten haben die Leute schon genug Kurioses gesehen, um von einem Westerner bleibend beeindruckt zu sein.

Shanghai - sich zu verlaufen ist ungünstig!

Shanghai - sich zu verlaufen ist ungünstig!

Unbedingt erwähnen sollte man das Essen. Obwohl ich’s nicht ganz richtig mache (die Feinmotorik lernt man wohl in der Kindheit), komme ich mit Eßstäbchen gut zurecht – ich habe aber auch vorher geübt, denn Messer und Gabel bekommt man nur auf Verlangen – natürlich auf Chinesisch. 🙂 Sehr wenige Leute im Hotelgewerbe und Gastronomie sprechen Englisch. In Beijing war ich 2 Tage auf mich gestellt. Man kriegt das hin, wenn man es hinbekommt, ein paar Brocken Mandarin hervorzuwürgen. Ein Chinaaufenthalt und eine Freundin, die Englisch studiert hat und auch 3 Jahre deutsch gelernt hat, helfen übrigens ungemein weiter. 😉
Das chinesische Essen ist nicht so scharf, wie man glaubt. Vorurteil. Natürlich kann man überall auch etwas sehr scharfes bestellen aber das betrifft vielleicht 20% der Gerichte. Ich habe nicht ein einziges mal westlich gegessen – nicht mal Mc Donalds oder KFC. Es wird sehr viel Wert auf jede Mahlzeit in China gelegt und alle Mahlzeiten warm gegessen. Okay, Frühstück haben wir ausgelassen – aus Gründen. Im Frittieren sind die Chinesen echte Könner – in Sachen Nachtisch eher Loser. Mahlzeiten werden entweder geteilt oder wenn man “für sich” bestellt, gibt’s was zum Teilen dazu. So ißt man eigentlich von allem mal was. Serviert werden keine “Gänge”, sondern in der Reihenfolge in der die bestellten Gerichte fertig sind. Als Getränk bekommt man grundsätzlich grünen Tee oder heißes (!) Wasser serviert (oder bestellt sich was anderes dazu). Das heiße Wasser als Getränk erscheint erstmal gewöhnungsbedürftig, ist es aber gar nicht. Das Essen ist reichhaltig und unglaublich günstig. Selbst als wir mal mit 4 Leuten richtig ordentlich in einem netten Restaurant reingehauen haben, haben wir zusammen 425 Yuan bezahlt. Das sind etwa 40 Euro – bezahlt man für eine Person in Deutschland. Trinkgeld gibt man übrigens grundsätzlich nicht. Wer das versucht, ist selber schuld, denn es führt eher zu Verwirrungen.

In den Großstädten kann man sich leicht zu Tode einkaufen. Ich hätte locker mit ‘nem leeren Koffer reisen können und mir meine Sachen in China kaufen können – wenn sie denn Übergrößen standardmäßig im Angebot hätten. Mal so als Vergleich: Man geht in einen “Markt”. Dort reiht sich Geschäft an Geschäft – alle verkaufen wirklich gute Klamotten. Hat man die Horde von an den Eingängen stehenden und Touris bequatschenden Menschenfängern, die einem zu “Markenwaren” führen wollen, erstmal durch “bu ya” (“nicht kaufen”) abgehängt, betritt man einen solchen Markt, der locker die Größe des CentrO Oberhausen hat, aber auf 5 Stockwerken und dort wird dann nur Bekleidung verkauft. Gleiches gilt für “Elektromärkte”, in denen man vom gebrauchten Handy bis zum Plattenspieler so ziemlich alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Diese Märkte sind so groß und unüberschaubar, dass es sehr sehr schwer fällt, sich zurecht zu finden.

Das waren jetzt aber mal nur ein paar kleine Eindrücke. Vielleicht (oder sogar ganz bestimmt) folgen weitere. Leider muss ich sagen, dass ich praktisch keine Fotos oder Videos gemacht habe. Sorry, aber dann hätte ich fast nur noch mit der Knipse oder dem Camcorder hantiert – darauf hatte ich schlicht und ergreifend keine Lust.