In letzter Zeit habe ich viel zu wenig Zeit, um zu schreiben. Daher muss ich dringend etwas nachholen:

Am Freitag, 2. August 2013 um 21:30 Ortszeit (GMT +8, Shanghai) wurde unsere Tochter Gwendolin Maria geboren. Bei der Geburt hatte sie ein Gewicht von stolzen 3.770gr und war 51cm groß. Gwen wurde auf natürliche Weise im Parkway Health in Shanghai (Specialty and Inpatient Center (Luwan), 170 Danshui Rd., 3 Floor, Shanghai 200020) geboren und von da an überschlugen sich die Ereignisse und wurden nur von kurzen Perioden der Ruhe unterbrochen. 🙂

Jetzt nachträglich alle Ereignisse gewissenhaft in die richtige chronologische Reienfolge zu bringen und alle Aspekte entsprechend ihrer Wichtigkeit zu würdigen, fällt mir schwer, daher werde ich es bei einer Stichwortartigen Zusammenfassung belassen und überlasse es dem Leser sich vorzustellen, wie uns als Eltern dabei zumute war.

Bei einer Geburt in China kann ich nur dringend dazu raten eine gute Krankenversicherung an seiner Seite zu haben und sich an ein Krankenhaus zu wenden, das direkt mit der Versicherung abrechnet. Wir hatten die Wahl zwischen dem United Family Hospital und dem bereits erwähnten Parkway Health. Aufgrund der räumlichen Nähe zu Pudong – dem Stadtteil in dem wir leben – entschieden wir uns für das Parkway Health, obwohl die Ausstattung des United Family durchaus etwas besser ist – wie wir später feststellen konnten.

Schon in der Schwangerschaft haben wir 2x den behandelnden Arzt gewechselt und wir waren froh, trotz einer schweren Geburt ein kräftiges Schreien unserer Tochter vernehmen zu können. Ich begleitete die Kleine zum Wiegen und Vermessen. Leider wartete eine unangenehme Überraschung auf mich, als ich ins Zimmer der jungen Mutter zurückkehrte. Die musste sich nämlich gerade übergeben, hatte zuvor etwas zuviel Blut verloren und litt unter den Auswirkungen der Nachwehen und Kontraktionen. Für fast drei Stunden war sie prktisch nicht ansprechbar und ich n großer Sorge, obwohl mir die Ärztin mehrfach versicherte, dass die Situation okay sei. Man kann sich vorstellen, as ich durchmachte. Zwar waren mein Schwager und meine Schwiegermutter anwesend, aber trotzdem quälten mich Ängste.

Foto 03.08.13 00 49 31Etwa nach drei Stunden lag Gwen dann das erste mal an der Brust der Mutter. Sie wurde an einem Freitag Abend geboren, am Montag verließen wir zu dritt die Klinik und erreichten gesund und munter unser Apartment.

Hinweis an junge Eltern (in Shanghai):
Es gibt da eine Regel, dass ein neugeborenes Kind durchaus bis zu 10% Gewicht in 24 Stunden verlieren kann, wenn die Mutter noch keine oder nicht genügend Milch gibt, bevor man mit der Flasche zufüttern sollte. Ich sage mal ganz klar, dass ich es falsch vom Parkway Health fand, es wirklich erst zu diesen 10% Gewichtsverlust kommen zu lassen. Gwen wurde abends geboren und das Geburtsgewicht festgestellt, dann wurde sie am nächsten Morgen (Samstag) gebwogen und dann wieder am Sonntag Morgen. Zu dieser Zeit war sie allerdings dann schon 36 Stunden auf der Welt und hatte knapp unter 10% Gewichtsverlust. Als sie dann am Montagmorgen wieder gewogen wurde, waren es nachtürlich nach fast 60 Stunden deutlich mehr als 10%. Niemand bot uns die Möglichkeit an, zuzufüttern, bis die Kinderärztin am Montag Morgend meinte, die Kleine sei “etwas dehydriert”, warum wir nicht zugefüttert hätten – bei 40°C im Schatten Außentemperatur… Also mein hinweis: Ein Baby darf durchaus bis zu 10% Gwicht verlieren, muss es aber nicht. Lassen sie es nicht soweit kommen und fangen sie spätenstens nach 24 Stunden an zuzufüttern, nachdem Ihr Liebling erfolgreich Mama’s Brüste mit Nuckeln stimuliert hat.

Wir versuchten uns zu Hause einzugewöhnen, doch leider wurde dieser Prozess jäh unterbrochen, als meine Frau eine schon am Mittwoch (oder Donnerstag? – wegen der durchgemachten Nächte kann ich das nicht mehr so genau sagen) so unter einer Entzündung des vorgenommenen Dammschnitts litt, dass wir am frühen Morgen wieder mit Sack und Pack und Kind un Kegel in Krankenhaus mussten. Meine Frau bekam eine Antibiotika-Behandlung und wir konnten zum Glück noch am gleichen Tag wieder zurück nach Hause.

Erneut gewöhnten wir uns an den neuen Tages- und Nachtrhythmus und die Hebamme, die und am darauf folgenden Donnerstag besuchte, bescheinigte uns dass die Kleine gut zugenommen hatte und gab uns noch diesen oder jenen Tipp. Alles war gut.

Zwei Stunden später schrie die Kleine wie am Spieß, verweigterte die Brust und ließ sich nicht mehr beruhigen. Sie war warm und ich glaubte an Koliken. Erst eine Fiebermessung bracte 38,5° C aFieber an den Tag und wieder brwchten wir ins Krankenhaus auf. Dort wurde Gwen untersucht und etwas heruntergekühlt, Blut abgenommen und wir bekamen eine Überweisung ins United Family Hospital. 45 bange Minuten im Taxi später, diagnostizierte der diensthabende Kinderarzt eine Neugeborenensepsis. Er wies die Kleine sofort ein, ordnte Blut- und Urinuntersuchung (und Kultur) sowie eine Lunbalpunktion an. Letztere verweigerten wir. Das Kind ist zu klein und man kann damit nicht sicher eine Meningitis ausschließen. Es wird im Falle einer Sepsis sowieso mit 2 Sorten von Antibiotika behandelt und nicht auf die Ergebnisse der Blut und Urinprobe gewartet. Mein Gedanke: Wenn ‘eh auf Meningitis behandelt wird und das Ergebis der Lumbalpunktion falsch positiv und falsch negativ sein kann, dann braucht man die Kleine aufch nicht dem Risiko auszusetzen.

Leider war zu diesem Zeitpunkt unsere Kleine zwar schon bei der Versicherung angemeldet, aber wir hatten noch keine Bestätigung.

Hinweis: Ärzte und Krankenhäuser in China – öffentiche nd private – tun erstmal gar nichts, bis entweder Cash auf dem Tisch liegt oder eine Bestätigung der Kostenübernahme der Versicherung vorliegt. Das sind typische amerikanische Verhältnisse in China.

Wir kratzten zusammen, was wir hatten und beglichen die Rechnung für die erste Nacht mit 2 verschiedenen Bank-, bzw Kreditkarte. Danach fur ich (wieder 60 Minuten) mit dem Taxi nach Hause und holte eine weitere Bankkarte. Zum Glück kümmerte sich unser Versicherungsagent (Danke, Herr M.!) und wir bekamen schon am Freitag eine Kopie der Versicherungskarte für die Kleine per E-Mail.

Heute ist Sonntag und das Ergbnis der Blutuntersuchung und eine genauere Bestimmung des Eregers liegen vor: Bakterien (Stroptokokken) – damit kann man immer noch eine ausgelöste Meningitis nicht ausschließen, aber die Behandlung ist dieselbe. Wir haben um Glück sehr gut reagiert und sind nur an sehr verantwortungsvolle Ärzte geraten. Der Kleinen geht es besser, die Medikation wurde auf ein Antibiotika reduziert. schon am Freitag aß die Kleine wieder. Leider muss die Behandlung jetzt noch mindestens 7 weitere Tage fortgesetzt werden und d. h. dass wir im Krankenhaus bleiben müssen, weil a) Gwen unter Beobachtung bleiben sollte und b) die Antibiotika nur alle 6 Stunden intravernös verabreicht werden können. Die Mutter kann sowieso beim Kind bleiben, ich habe mich aber auch auf einer Schlafcouch im Krankenzimmer einquartiert – auch wenn ich morgen wieder arbeiten muss. Werde ich wohl ein paar Tage pendeln.

Fazit
Natürlich hört man immer wieder

Kinder haben schon mal Fieber, da braucht man nicht sofort zu Arzt!

, aber ich bin heilfroh, dass wir so schnell reagiert haben und ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil ich erst glaube, dass es sich “nur um Koliken” handele.

P.S.: Irgendwie habe ich es noch geschafft, alle Papiere für die Anmeldung von Gwen zur deutschen Staatsbürgerschaft zusammen zu bekommen und auch Ihre Geburtsurkunde habe ich bereits notariell beglaubigen und übersetzen lassen. Ich hoffe, das Konsulat meldet sich morgen.

IMG_1074P.P.S.: als asiatisch/kaukasischer Mischling hatte Gwen bei der Geburt dunkles, aber sehr feins Haar und dunkle beinahe schwarze Augen. Ihr Haut ist sehr hell und tendiert dazu pink bis rot zu werden. Mittlerweile bekommen ihre Haare einen feinen blonden Schimmer und auch Ihre Augen sind bläulich – sogar das Weiße im Auge hat einen Stich ins Cyan. Auf dem Bild kann man meine die Farbe der Haut meiner Frau (Mitte), meine (Oben, zur Zeit sonnengebräunt) und  von Gwen sehen.

P.P.P.S.: Ich danke Gott, dass jetzt erstmal alles wieder gut aussieht – ich muss zugeben, dass ich große Ängste hatte – erst um die meine Frau, dann um meine Tochter.
Außerdem danke ich meinen Eltern – danke Mama und Papa, dass ihr auch aus der Ferne immer für mich da seid und dagewesen seid – ich habe Euch lieb. Danke an meinen Schwager Chao “Du bist ein feiner Kerl und manchmal glaube ich, Du weißt das gar nicht.” und meine Schwiegermutter für den Beistand und meinen Schwiegervater für seine Hilfe und die ganze Familie meiner Frau. Danke an Markus – ohne Dich würde das alles nicht sein. Danke an meine Tanten und Onkels – Ihr habt uns so geholfen, jeder auf seine Weise, aber alle selbstlos und ohne große Fragen. Danke an Andre und Kerstin und die kleine Leni, die irgendwie immer dabei sind. Danke an  Brigitte und Ingo für’s Dasein und Verstehen. Danke an Anke, die ich oft vermisse und die ich viel zu selten spreche. Danke an Kirsten – ich hoffe, es geht Dir gut. Danke an die (nicht mehr so) kleine Mireille und Jesse – ihr seid tolle Kinder.  Danke an alle meine Cousins und ihre Familien – Ihr seid tolle Kerle. Danke auch an meinen derzeitigen Arbeitgeber und alle Mitarbeiter dort – sowohl hier in Shanghai als auch in München. Danke an alle, die ich jetzt hier nicht explizit erwähne (oder doch schnell diese oder jene wie Frau Schmitz, Herr Metz oder Jutta oder dem Team von KSW in D.) 🙂

P.P.P.P.S.: Giving back: Wer in Deutschland deutsch/chinesich standesamtlich und kirchlich heiraten will, aber anschließend wohl im Ausland leben und arbeiten oder Fragen zu Notaren, Standesämtern, Bescheinigungen, Beglaubigungen, Ämtern, Urkunden, Versicherungen, Konsulaten und und und – sowohl auf deutscher als auch auf chinesischer Seite – hat, darf gerne mein Kontaktformular bemühen. Wir haben viele Erfahrungen sammeln dürfen, die wir gerne teilen.