Machen Sie sich und Ihrer Familie bei einem Besuch in Shanghai doch mal eine Freude und gehen Sie nicht in den Zoo Shanghai.

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Die Gründe sind trivial:
Hauptsächlich lehrt ein Besuch im Zoo Shanghai Ihnen eine Menge über artgerechte Tierhaltung. Die artgerechte Haltung von Wildtieren wird anhand krasser Gegenbeispiele mehr als deutlich vermittelt. Die in den eigenen Fäkalien angebundenen Elefanten leiden unter schwerem Hospitalismus und sind nur in der Lage den Besuchern die Hintern zuzudrehen und das Gewicht in einem nicht enden wollenden Kreislauf von einem Vorderbein auf das andere zu verlagern, um den Rüssel in Bewegung zu halten. Ich bin mir nicht sicher, ob die anderen Besucher sich ebenfalls davon abgestoßen gefühlt haben, aber die meisten beschwerten sich nur über den Gestank.

Die Tiere sollen nicht gefüttert werden, was deutlich an jedem Käfig zu lesen ist, doch von den meisten Besucher eher als Herausforderung, bestenfalls als Empfehlung wahrgenommen wird. So ernähren sich viele Tiere von Junkfood und Plastikabfällen.

Besonders traurig machte mich die die Haltung der Primaten. Die Schimpansen sind in einzelnen von einander isolierten Gruppen in geschlossenen Affenhäusern untergebracht, wo sie wortwörtlich abhängen. Die einen sehen zu Tode gelangweilt aus (ein Prozess, der sich unglücklicherweise über Jahre hinzieht) und man glaubt, dass sie sich eine Handfeuerwaffe wünschen, um endlich eine sinnvolle Verwendung für ihre Daumen in Form eines herzhaften Suizidsversuchs zu finden. Bilder der armen verdreckten Kreaturen erspare ich Ihnen und mir.

Im Gorillahaus brachte meine 2½-Jährige Tochter die Atmospähre mit wenigen einfachen Sätzen auf den Punkt: “Der Gorilla ist eingesperrt. Der ist traurig. Ich will weggehen!” Während ich den auf der Seite liegenden Gorilla betrachtete und zu dem Entschluss kam, dass er wahrscheinlich noch lebte (sicher bin ich nicht), dachte bei mir: “Der will auch weggehen! An einen besseren Ort.”

Falls Sie sich wider Erwarten doch zu einem Besuch im Zoo Shanghai hinreißen lassen, um Ihren Kindern mal wilde Tiere zu zeigen, gehen Sie um Himmels Willen nicht am Wochenende oder in den Chinese Holidays! Der Zoo ist dann hoffnungslos überlaufen, an den Toiletten steht man stundenlang an, die kleinen Fahrgeschäfte sehen aus, als hätten sie noch nie einen Sicherheitscheck erlebt oder der wurden mit einem roten Umschlag erledigt. Die meisten Leute nutzen die verdreckten Wiesen zum Picknick oder eben irgendeinen Platz neben den Wegen – zumindest insoweit der nicht durch pinkelnde oder kackende Kleinkinder und Kinder bereits markiert wurde. Seltsam, dass ein Zoo, der über so großzügige Freiflächen verfügt, nicht in der Lage ist, Tiere der Savanne etwas Auslauf zu bieten.

Unser Besuch im Zoo Shanghai war eine lehrreiche Lektion für uns. Ich konnte meiner Tochter vermitteln, dass Tiere am besten an dem Ort und in dem Lebensraum aufgehoben sind, an den sie gehören. Ich hatte die Lektion nach dem Anblick der Pinguine im Aquarium nahe des Pearl Tower wohl nicht richtig verstanden (Gehen Sie da bitte auch nicht hin!). Und bedrohte Tierarten, die gezüchtet werden müssen, um die Art zu erhalten, sollte man so ursprünglich belassen wie irgend möglich. Ein paar bewaffnete Wildhüter, die in den natürlichen Lebensräumen der Tiere eine paar Wilderer kalt machen, sind gewiss eine bessere Investition in die Artenvielfalt dieser Welt als ein Besuch im Zoo Shanghai, der dann von dem Eintrittsgelder mitfinanziert wird.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, nicht den Zoo Shanghai zu besuchen!

P.S.: Teuer ist es auch!

Update 03.02.2017

Falls Sie bisher noch nicht im Zoo Shanghai waren, haben Sie gut getan. Die Verweigerung sollte belohnt werden mit einer Alternative, denn es gibt den Shanghai Wild Animal Park, der einem ordentlichen Zoo mit halbwegs artgerechter Haltung vernünftigen Maßstäben mit Sicherheit näher kommt. Lassen Sie sich von der Website nicht täuschen, es handelt sich nicht um einen Zirkus (obwohl dem Zoo scheinbar eine russische Akrobatentruppe angeschlossen ist. 🙂

Im Zoo selbst haben fast alle Tiere Außengehege und scheinen in einem gepflegten Zustand zu sein. Die obligatorischen Pandas sind zwar nicht viele (ich zählte drei), aber trotzdem ein Publikumsmagnet. Viele Tiere können gegen Aufpreis gefüttert werden. Im Streichelzoo ein paar Ziegen, durch einen Zaun getrennt sogar Tiger. Auch finden ziemlich fragwürdige Shows statt und man kann auf einigen Tieren (Pferde, Dromedare, Elefanten) reiten, aber zumindest waren keine ersichtlichen Tierquälereien im Gange.

Es gibt eine U-Bahn-Station (Linie 16), die nah an den Park führt. Viel Spaß!