Vielleicht für Expats ohne tiefe Chineischkenntnisse weniger gefährlich, aber vielleicht trotzdem ein gute Warnung für chinesische Ehepartner und/oder Haushaltsführende in Shanghai:
Eigentlich warnt die Polizei stets vor Betrügereien per Telefon und Betrugsmaschen im Internet, aber die folgende Masche ist besonders perfide und nicht sofort zu durchschauen. Der Trickbetrug funktioniert folgendermaßen. Es ruft jemand mit der Service-Nummer des staatlichen E-Werkes an. Diese Nummer ist allerdings gefälscht (Telefonnummer-Spoofing), aber das weiß man (oder Frau) zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Jedem ist diese Nummer bekannt, weil auch die Stromrechnung bei auf einer Internetseite mit dieser Nummer bezahlt wird.
Die Masche
Ein vermeintlicher Servicemitarbeiter meldet sich und fragst kurz Ihren Namen und Ihre Adresse ab. Den Namen und die Adresse (und sogar die Telefonnummer) hat er sich von alten Paketen im Abfall gesucht (oder suchen lassen). Bestätigt man diese Angaben, kommt er zum Trick. Er behauptet, dass unter dem Namen des Angerufenen ein gewerblicher Stromvertrag abgeschlossen wurde, auf dem Stromschuld in großer Höhe aufgelaufen sind, die noch nicht beglichen wurden. In einer Stunde werde das E-Werk daher den Strom abstellen. Wenn man nun sagt, dass man gar keinen Stromvertrag abgeschlossen hat, behauptet der Betrüger, dass es sich wohl um einen Fall von Identitätsdiebstahl handele und Fälle wieder dieser sich zur Zeit häufen würden. Trotzdem müsse er (der Trickbetrüger!) in einer Stunde den Strom abstellen, außer man könne bis dahin zur Polizeidienststelle in dem Distrikt, in dem der Strom angemeldet wurde, dort Anzeige erstellen und diese Anzeige an das E-Werk senden…
Das alles in einer Stunde zu schaffen ist, nicht nur in China vällig aussichtslos und so lässt sich der vermeintliche E-Werk-Mitarbeiter aber dazu herab, dem potentiellen Opfer, die Nummer einer Polizeidienststelle zu geben, bei der man anrufen und telefonisch Anzeige erstatten kann. Diese angebliche Polizeidienststelle ruft danach das E-Werk an und der Fall ist erledigt. Vor allem für ältere Mitmenschen und Leute, die man schnell in Panik versetzen kann, ist das natürlich eine willkommene Alternative zum Ärger und Stress, dem man sich ansonsten ausgeliefert sieht. Außerdem vermittelt einem der Anrufer wohl das Gefühl, dass er einem einen “Gefallen tut”, was in China zur 2Wahrung des Gesichts” als eine sehr entgegenkommende Geste gesehen wird.
Ruft man nun bei der angeblichen Polizeidienststelle an, nimmt der angebliche Beamte die Anzeige auf und bestätigt natürlich alle Angaben des Anrufers. Tolle Show! Allerdings wird für die bevorzugte und schnelle Bearbeitung eine Gebühr fällig, die man sofort überweisen muss, weil sonst die Anzeigenausnahme nicht ans das E-Werk übermittelt werden kann. Die ist verhältnismäßig hoch, aber nur ein Bruchteil der angeblichen Schulden, die man beim E-Werk hat. So verdienen die Gauner mit der Masche Geld.
Was tun?
Grundsätzlich, wenn man Anrufe von öffentlichen Stellen bekommt, muss man die Rufnummernübermittlung in Frage stellen. Selbst ich bekam vor keuzem einen Anruf von 021 (Shanghaier Vorwahl) 110 (Polizeinotruf). Stattdessen kurz die Story anhören und dann auflegen und auf jeden Fall selbst anrufen und zwar direkt beim E-Werk, Wasserwerk oder einer sonstigen Stelle. Keine Nummern anrufen, die einem der Anrufer mitgeteilt hat. Die Masche lebt und stirbt mit ihrer Glaubwürdigkeit. Die beruht grundsätzlich auf dem Vertrauen in die Rufnummernübermittlung. Also Vorsicht!
Wer einen solchen Anruf erhält, sollte zur Polizei gehen und den Vorfall melden. meines beschedeinen Ermessen nach kann die Polizei zwar nichts gegen die Betrügereien tun und erst Recht kein Geld zurückbekommen, aber zumindest gibt sie von Zeit zu Zeit Warnungen heraus, wenn es mit den Anrufen mal wieder Überhand nimmt und eine Betrugswelle über Shanghai hereinbricht.