Ein Hinweis in eigener Sache, bevor ich hier einen Haufen Anwälte in billigen Anzügen und noch billigeren Aktentaschen vor der Tür stehen habe: Dieser Beitrag gibt die Meinung/Erfahrung des Autors wieder und entspricht dem Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Bürokratie für Gewerbetreibende
Gewerbetreibende kennen die Bürokratiemaschine des Bundes, der Länder und Kommunen und anderer Behörden nur allzu gut. Gerade Kleinunternehmer und Mittelständler werden mit Anträgen, Gebühren, Erhebungsbogen und Vorschriften geradezu überschüttet und sind allein von der Menge schlichweg überfordert. Seien Sie mal ehrlich: Wer kennt schon alle Vorschriften und Erhebungen bezüglich seines Gewerbebetriebes?

Macht schon wirklich einen sehr "amtlichen" Eindruck, oder? Aber wie so oft steckt der Teufel...

Macht schon wirklich einen sehr "amtlichen" Eindruck, oder? Aber wie so oft steckt der Teufel...

Abzocke?
Einige findige Unternehmen machen sich die Unwissenheit zu Nutze und legen eine ganz perfide Masche an den Tag. Ähnlich wie mir flattern wahrscheinlich tausenden Gewerbetreiben in diesen Tagen Briefe der “Gewerbeauskunfts-Zentrale” (noch nie vorher gehört!) in die Briefkästen. Genau wie Briefe der Städte und Kommunen sind diese Schreiben in grauen Fensterumschlägen verpackt und auf grauem (Umweltschutz?)- Papier gedruckt. Der erste Eindruck bei mir war: “Oh, die Stadt. Was wollen die denn von mir?”

Beim Lesen fällt auch die Imitation von “Amtdeutsch” auf. Ebenso die häufige Verwendung von Imperativen wie “muß durch Sie ergänzt werden” oder “prüfen Sie”, “Senden Sie uns” oder “kontrollieren Sie” ohne auch nur mehr als einmal das Wörtchen “Bitte” zu verwenden.  Es gibt “Ankreuzfelder” und Linien zum Ausfüllen, Hinweiskasten und fettgedruckte Unterstreichungen mit Fristangaben, aber auch übertitelnde Hinweise wie “Schreiben ist Ihnen schon am am tt.mm.jjjj per Post zugewandt worden!”, die mich assoziieren ließen, es ginge um irgendeine zu erfüllende Frist und ich hätte schon irgendwas verpasst. Ein Schreiben habe ich jedenfalls nie zuvor von denen bekommen.

Es wird eine Abteilung genannt, ein Strichcode “ziert” das Schreiben, selbst die Wahl der Typographie (Ich tippe auch “Times New Roman”) und die vielen Unterstreichungen schaffen einen amtlichen Charakter. Am Ende ist sogar ein Platz für “Stempel/rechtsgültige Unterschrift”.

Worum geht’s?
Das Schreiben fordert mich auf, diverse Angaben zu meinem Betrieb zu machen, bzw, zu ergänzen und der Gewerbeauskunfts-Zentrale zu übermitteln.  Hier kommt übrigens auch mal das Wort “Bitte” zum Einsatz, denn ich soll meine “Daten bei Annahme des Angebotes nochmals auf Richtigkeit kontrollieren” und “Bitte mit meiner Unterschrift bestätigen” – Übrigens ein kleiner Bezugsfehler an dieser Stelle “Ihre” wird nur als Anrede in Briefen groß geschrieben, wenn ich meine Angaben auf “ihre” Richtigkeit prüfen soll, bleibt’s schön klein, gelle!

...tief im Detail - hier im Kleingedruckten, das seinen Namen wahrlich verdient! Geschätze 7 bis 8 Punkt in ca. 70% Grau auf grauem Papier.

...tief im Detail - hier im Kleingedruckten, das seinen Namen wahrlich verdient! Geschätze 7 bis 8 Punkt Schriftgröße (oder sollte man sagen "Schriftkleine"?) in ca. 70% Grau auf grauem Papier.

Der Teufel steckt im Detail – in diesem Fall im Kleingedruckten…
Die perfide Masche, um die es in diesem Schreiben eigentlich geht, ist aber folgende: Trotz des ersten Eindruckes, ein amtliches Schreiben vor sich zu haben, ist die Gewerbeauskunft-Zentrale nichts anderes als ein privatrechtliches Internetportal. Ich verzichte hier auf einen Link, um der Seite nicht die gewünschte Aufmerksamkeit zu widmen. Die GWE- Wirtschafts- informationsgesellschaft mit beschränkter Haftung mit Hauptsitz in Düsseldorf – ein Zufall, dass der Firmensitz in der Landeshauptstadt gewählt wurde? – betreibt im Internet eine “Auskunftei”, “Adresssammlung” oder “Informationsportal” oder wie immer man es nennen will, und erhebt für einen Eintrag satte Gebühren jährlich im voraus. Eigentlich handelt es sich also um eine Art “Branchenbuch”.

Obwohl das Wort “Angebot” durchaus auf der Vorderseite zu finden ist, entpuppt sich das vermeintliche amtliche Schreiben erst in den AGB auf der Rückseite als das was es ist: Ein “Bestellformular” für einen Eintrag auf der Internetseite. Durch Bestätigung des Angebotes geht man einen Vertrag ein, der einen 478,20 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer pro Jahr kostet und jährlich wieder fällig wird, wenn man nicht mit 3-monatiger Frist kündigt. Die Laufzeit beträgt 24 Monate!

Ich will das mal etwas drastischer formulieren: Wenn Sie dieses Schreiben ausfüllen und unterschrieben zurücksenden oder faxen, werden Sie auf einen Schlag 1138,12 Euro los und bekommen für Ihr Unternehmen ein zweijähriges Jahres-Abo eines Basiseintrages in einem Internetportal, dessen Nutzen meiner Meinung nach die Grenze zur Fragwürdigkeit weit weit hinter sich gelassen hat. Glauben Sie, dass Sie auch nur einen einzigen Kunden durch solch einen Eintrag bekommen? Wollen Sie wirklich zwei Jahre lang rund 1,56 Euro pro Tag dafür ausgeben? Für das Geld können Sie sich einen hervorragenden Farb-Laserdrucker, Toner, Papier und Postwertzeichen kaufen und selbst ein paar Kunden anschreiben. Kaufen Sie sich lieber Werkzeuge, Arbeitsmaterial, einen neuen Anzug oder ein schickes Kleid, spenden Sie das Geld von mir aus (und setzen es von der Steuer ab!) oder besuchen Sie mit Ihren Kindern einen Freizeitpark, fahren Sie in den Urlaub oder holen Sie sich ein iPhone, aber ich empfehle Ihnen dringend: Fallen Sie nicht auf diese Masche eines windigen Internetportalbetreibers herein, deren einziger Sinn darin besteht, einfachen Gewerbetreibenden das Geld aus der  Tasche zu ziehen und in die des Absenders fließen zu lassen.

Ist das nicht Betrug? Kann man nichts gegen die machen?
Nein. Die Absender mit Sitz in Deutschland legen großen Wert darauf, sich – wenn auch grenzwertig – im Rahmen der Legalität zu bewegen. Rein rechtlich gesehen und juristisch betrachtet ist das Schreiben nichts anderes als ein Angebot und Sie können frei entscheiden, es anzunehmen oder sein zu lassen, zu zerreißen und ins Altpapier zu werfen oer die Schnipsel einer neuen Verwendung zuzuführen, die ihnen meiner Meinung nach zukommt: Als Notersatz für Toilettenpapier. Ihre freie Entscheidung! Ich mache aus meinem Schreiben übrigens einen Papierflieger und lasse ihn über einer Kläranlage abstürzen!
Offziellen Stellen wird es durch die Grauzone, in der sich das Schreiben bewegt, schwer gemacht, gegen diese “Masche” vorzugehen. Trotzdem versuchen einige Verbände natürlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, darauf hinzuweisen: Der Bund der Selbstständigen – Gewerbeverband Bayern e.V. weist darauf hin, ebenso wie das Mindener Blatt aufklärt. Die Absender waren sogar dreist genug, eines Ihrer Angebote an das Ordnungsamt in Korbach zu senden. 🙂

Ogottogott – ich habe schon unterschrieben und abgeschickt, was soll ich tun?
Alarm, aber bitte keine Panik!

Ihnen steht ein 14-tägige Widerrufsrecht nach Abschluss des Vertrages zu. Der Widerruf muss schriftlich erfolgen und kann relativ formlos sein. Warten Sie nicht auf irgendeine Rechnung oder Zahlungsaufforderung. Solche Firmen verzögern gerne die Rechnungsstellung, datieren sie aber gekonnt. Ich weiß nicht, ob dieses Unternehmen genauso vorgeht, aber Sie wissen das auch nicht. Sicher ist Sicher, daher senden Sie Ihren Wiederruf per Einschreiben an die

GWE-Wirtschaftsinformationsgesellsacht m.b.H.
Hauptstraße 34
40597 Düsseldorf

Nutzen Sie kein Fax oder E-Mail für Ihren Widerruf des Auftrages! Schreiben Sie kurz und schnörkellos und geben Sie Ihre Firma, ggfls Handelsregistereintrag, Namen & Adresse an, damit Ihr Schreiben zugeordnet werden kann.

Widerrufsfrist verpasst? Machen Sie sich schon mal darauf gefasst in den sauren Apfel zu beißen - hier ein Granny Smith

Widerrufsfrist verpasst? Machen Sie sich schon mal darauf gefasst, in den sprichwörtlichen sauren Apfel zu beißen - hier ein Granny Smith

Falls die Widerrufsfrist bereits verstrichen ist, sieht es so aus, als könnten Sie sich – anatomische Fähigkeiten vorausgesetzt – gepflegt ins eigene Hinterteil beißen. Falls Sie juristisch durch einen Anwalt vertreten werden, sollten Sie den auf jeden Fall nochmal fragen, was man vielleicht noch machen kann. Falls nichts mehr geht und sie in den wirklich sauren Apfel beißen und zwei Jahre für Ihren “Basiseintrag” zahlen müssen, kündigen Sie einfach sofort (!) den Vertrag zum angegebenen Ende der Laufzeit – natürlich ebenfalls postalisch als Einschreiben.

Warnen Sie befreundete Unternehmen und Geschäftsfreunde vor zwielichten Machenschaften und veröffentlichen Sie einen Beitrag auf Ihrer Homepage im Internet. Solche Unternehmen verdanken Ihr Dasein nur mangelnder Aufklärung! Sie graben Ihnen das Wasser ab, wenn Sie andere warnen.

Verkehren Sie ausschließlich schriftlich und per Einschreiben mit obskur erscheinenden Firmen. Das mag etwas Porto kosten, aber was sind ein paar Euro im Vergleich 1138,12 Euro? Mal ehrlich, wie nahe liegt diese Zahl an Ihrem Netto-Monatseinkommen?

Fazit
Lesen Sie aufmerksam jedes Schreiben, das Sie auffordert, irgendwie unterschrieben zurückgesendet zu werden, auf seinen Inhalt. Wenn Sie sich immer noch unsicher sind, wenden Sie sich an eine Verbraucherzentrale, fragen Sie bei Ihrer Stadt (Gewerbeaufsichtsamt oder Ordnungsamt) oder bei befreundeten Unternehmern nach oder machen Sie sich im Internet kundig!

Seien Sie doch Ihrem Geld nicht böse – es kann wirklich nichts dafür! Es will ja für sinnvolle Dinge ausgegeben werden oder Sie und Ihre Familie mit schönen Zwecken erfreuen! Geben Sie es bitte für gute Dinge aus – meiner Meinung nach gehört das Konto der GWE-Wirtschaftsinformationsgesellschaft m.b.H. nicht dazu!

UPDATE 30.05.2012: ALLE GESCHÄDIGTEN SOLLTEN SUCH DIE KOMMENTARE ZU DIESEM ARTIKEL LESEN! Zwischen zum Teil berechtigter Kritik gibt’s einige nützliche Tipps und Hinweise!