Obige Überschrift bezieht sich nicht nur auf die in Foren, Emails & Chats übliche Nettiquette – also den höflichen und sachlichen Umgangston im Internet, sondern auch darauf, sich im Cyberspace ebenso nett, respektvoll und freundlich zu verhalten, wie man es auch im “normalen” Leben von seinen Mitmenschen erwartet.

In einer virtuellen Umgebung, in der sich viele Benutzer anonym wähnen, ist es leider für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit, sich in einer angemessenen Weise zu artikulieren. Das geht soweit, dass sich scheinbar schon einige Menschen darüber definieren, im Medium Internet Unruhe zu stiften (Troll). Kurzfristig mag es diesem Menschen eine gewisse Befriedigung geben, Urheber einer Kontroverse zu sein – langfristig führen solche Verhaltensweisen aber – meiner Erfahrung nach – immer  zu Streit, Entzweiung und verhärteten Fronten.

Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Auch mir steht der Sinn nicht nach “Friede-Freude-Eierkuchen”-Mentalität im Netz. Das Netz dient zum Meinungsaustausch und wo verschiedene Meinungen aufeinander treffen, gibt es nun mal Reibungspunkte. Aber die eigene vertretene Meinung wird nicht eher respektiert, wenn man sein virtuelles Gegenüber als “Blödmann”, “Idiot” oder schlimmeres betitelt oder dessen Meinung polemisch herabwürdigt.

Davon ab  führt meiner Erfahrung nach einfache Freundlichkeit oft zu verblüffenden Reaktionen! Beispiele gefällig?

Ich bekomme regelmäßig den Newsletter eines Online-Shops per E-Mail. Meist werden darum mit Bildern die neuesten Produkte aufgeführt. Im letzten Jahr wurden aber die enthaltenden Bilder nicht automatisch nachgeladen. Ein Besuch der Online-Version des Newsletters ergab, dass scheinbar die ganze Seite down war. Ein Besuch auf der Seite der Denic (wo ein jeder, der Lust hat, nachforschen kann, auf wen eine .de-Domain registriert ist) ergab unter anderem die E-Mail-Adresse des Ansprechpartners  für technische Belange der Seite (ADMIN-C). Flux eine E-Mail geschrieben und auf den Fehler aufmerksam gemacht und ich konnte mich zurücklehnen und das Gefühl genießen, etwas Gutes getan zu haben. Am Nachmittag desselben Tages erhielt ich eine Antwort vom Seitenbetreiber als Dankesschreiben und als “kleine  Aufmerksamkeit” für meine “Aufmerksamkeit” erhielt ich einen Gutscheincode für einen Einkauf über 50,- € – ohne Sternchentext oder Einschränkungen!

Falls Sie meinen Blog schon länger verfolgen, wissen Sie, dass ich zur Zeit versuche, die chinesische Sprache (Mandarin) zu lernen – wenigstens in Ansätzen. Eine Quelle dafür ist der deutsche Sprachkurs von CRI – China Radio International. Auf der deutschen Website von CRI steht dazu ein Webradio zur Verfügung, das täglich eine Sendung ins Internet streamt.  Man kann dazu den seiteneigenen Player nutzen, aber jede Sendung wird auch als WMA-Stream (MMS) angeboten. Leider führte ein Klick auf den Stream nicht zum gewünschten Ergebnis. Anstatt einen Player zu öffnen, war der Link falsch verknüpft und Windows (und vor allem meine Streaming-App auf dem iPhone) konnte nichts damit anfangen. Mit simplem Kopieren und händischem Einfügen kam man natürlich trotzdem zum gewünschten Ergebnis, aber nicht jeder kann den Fehler erkennen und dann noch diesen Workaround nutzen. Also schrieb ich eine kleine E-Mail an die deutsche Redaktion und habe auf den Fehler aufmerksam gemacht. Tags darauf bekam ich Antwort, erhielt Dank und der Fehler war schon repariert.
Ich hatte mit meinem geschäftlich genutzte E-Mail-Account geschrieben, in dessen Signatur meine Geschäftsadresse (gemeint ist die Postadresse) genannt ist. Ca. 4 Wochen später erhielt ich ein dickes Päckchen aus China. Absender CRI – China Radio International. Die Freude war groß, als ich darin einen kompletten interaktiven Lernkurs mit DVD und sechs Büchern in Deutsch vorfand!

Ich will hier natürlich nicht darauf hinaus, dass man sich “Geschenke” verdienen kann, wenn man im Internet auf Fehler aufmerksam macht. Ich hatte und habe es nicht auf irgendeine Gegenleistung abgesehen und bestimmt wird nicht jede (auch kommerzielle) Internetseite sofort mit Geschenken und Gutscheinen rausrücken, aber es zeigt doch, dass Freundlichkeit wahrgenommen wird und “Karma“-mäßig auch zurückkommt.

Das läßt sich auf viele Bereiche des Internets und der Kommunikation in selbigem übertragen. Spielen Sie Games im Internet? Vielleicht Rollenspiele wie “World of Warcarft” oder “Guild Wars”? Wenn sie auf einen Anfänger treffen, müssen Sie sie oder ihn nicht als “Kacknoob” beschimpfen, wenn mal was falsch läuft! Helfen Sie lieber – auch Sie haben mal angefangen! Falls Sie in einem Chat, Forum oder auf Twitter eine Meinung treffen, die so gar nicht Ihrer eigenen enstspricht, bleiben Sie höflich und sachlich, auch wenn Ihr “Gegenüber” polemisch und ausfallend wird. In den allermeisten Fällen wird ihn das nämlich als Ihren Argumenten nicht gewachsen outen. Gerade im Internet hat nicht der Recht und ist am überzeugensten, der am lautesten schreit, äh… tippt. 🙂