China soll 2020 die USA als stärkste Wirtschaftmacht der Welt deutlich hinter sich gelassen haben, aber trotz fehlender Definition gilt die Volksrepublik immer noch als Entwicklungsland. Wer in den Ballungräumen Beijing, Shanghai, Hong Kong lebt oder als Tourist durch die pulsieren Straßen zieht, mag nicht glauben, dass dies ein “Dritte-Welt-Land” sein soll.
Vor Diskoteken parken reiheneise brandneue Porsche, für die man hier wegen Importsteuer auf Autos, die nicht in China gebaut werden, ca. 150% des Originalpreises (ohne Versand/Überführungskosten) bezahlt. In dem Malls und Einkaufzentrem haben die großen Designer und Luxus-Marken längst auch den chinesischen Markt entdeckt.
. | Rang | Metropolregion | Einwohner (2009) | . | . |
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1. | Shanghai | 17.783.119 | |||
2. | Peking | 12.230.029 | |||
3. | Hongkong | 9.102.043 | |||
4. | Chongqing | 7.707.124 | |||
5. | Shenyang | 6.580.330 | |||
6. | Tianjin | 6.388.626 | |||
7. | Guangzhou | 5.711.518 | |||
8. | Xi’an | 5.131.652 | |||
9. | Hangzhou | 4.917.366 | |||
10. | Harbin | 4.884.798 |
Glamour, Glitzer überall Großbildschirme und wo in Deutschland noch stumme Werbeplakate hängen, fühlt man sich in Shanghai teilweise wie in einem Science-Fiction-Film. Wer Als Tourist auf abends auf der Eas-Nanjing-Rod flaniert, übersieht schnell, dass nicht nur der technologisch, bildungspolitisch und infrastrukturell unterentwickelte Westen Chinas seine Schattenseiten hat, sondern, dass auch in den Großstädten zum Teil bittere Armut. Auch wenn die Städte versuchen die Bettler von den für Touristen attraktiven Plätzen und stark frequentierten Orten, wie Einkaufstraßen, Metro, Malls usw, fernzuhalten, dauert es nicht lange, bis ein alter Mann, eine einseitig arm-amputierter Vater mit seinem Kind oder eine andere in Lumpen gehüllte Gestalt einen um einen oder zwei Yuan anbetteln.
Mitten in disem brodelnden Großstädten existieren ein paar traurige und Mitleid erregende Gestalten, die jeden Tag um die nackte Existenz kämpfen.
Ich muss zugeben, dass ich hier in Wuxi bisher wenig Bettler und Armut gesehen habe, was wahrscheinlich nicht daran liegt, dass es die hier nicht gäbe, sondern daran, dass ich nicht Downtown, sondern im New District wohne, was für Bettler und Obdachlose wahrscheinlich weniger attraktiv ist. Im New District reihen sich die Büro- und Officegebäude aneinander, die auf dem Weg zum total überdimensioniert angelegten Bahnhof “Wuxi New District” immer mehr durch große Komplexe und Farbiken der ausländischen Großkonzerne (vor allem aus Deutschland, den USA aber ganz besonders auch aus Japan) abgelöst werden.
Doch in Shanghai und Beijing sieht man sie alle:
- Kinder, die in der U-Bahn auf Knien vor den Fahrgästen herumrutschen und mit gesenktem Kopf um ein paar Yuan fragen.
- Behinderte, die am Straßenrand liegen
- Mütter, die versuchen einem im Restaurant ein paar Papiertaschentücher zu verkaufen, um einen Rest von Würde zu behalten
- Alte zahnlose Omas und Opas, die in Lumpen durch die Straßen ziehen
- Eltern (zumindest dem ersten Eindruck nach), die mit kleinen Kindern an der Hand oder auf dem Arm betteln
- jede nur erdenkliche Art von Bettlern ist dabei
Da ist schnell nichts mehr übrig von der “Brother Sharp”-Nostalgie. Diese Menschen sind einfach bitterarm. Das Argument dieser Menschen ist einfach:
Für dich sind 2 Yuan fast nichts, für mich bedeuten sie etwas zu essen.
Traurigerweise ist das nicht völlig von der Hand zu weisen und als Tourist oder Ausländer, der einem der Ballungzentren in China lebt, ist man natürlich schnell verführt, jedem Bettler fünf oder zehn Yuan ( zur Zeit 59 Cent, bzw 1,18 EUR) geben zu wollen. Doch schon nach kurzer Zeit hat man dann vielleicht eine kleine Gruppe Bettler um sich herum stehen oder in einem Park oder auf einer der großen Flaniermeilen stehen die Armen bei einem Schlange. Wer verdient am meisten eine milde Gabe? Wem gibt man wiewiel und warum? Und wenn man jedem etwas gibt, ist das sehr sozial, aber das macht man einmal, danach kann man sich gleich einreihen und selbst betteln gehen.
So funktioniert das irgendwie nicht, oder?
In meiner europäischen Blauäugigkeithabe ich mich da natürlich schnell gefragt, wer denn hier für die Sozialnetze verantwortlich ist und warum derjeige nicht hilft und die Antwort ist auch schnell beid er Hand: Natürlich wäre es am Staat (und damit hier in China an der Partei) diesen Menschen zu helfen. Aber gesehen habe ich davon bisher nichts und soweit ich weiß existieren auch keine Programme, um die Armut in dem Ballungszentren zu lindern. Erschreckenderweise macht das sogar Sinn, denn gäbe es ein ähnlich “großzügiges” Sozialsystem, wie in Deutschland, würde wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit die komplette Landbevölkerung in die Großstädte ziehen – ein Problem, mit dem man sich jetzt schon konfrontiert sieht und dem versucht wird, entgegenzuwirken.
Aber auch Angebote von Hilforganisationen werden hier abgelehnt, weil es einfach nicht ins Weltbild eines aufstrebenden Schwellenlandes und Tigerstaates China zu passen scheint, Hilforganisationen in den weit entwickelten Großstädten wirken und arbeiten zu lassen.
So wird (wie bei so vielen Dingen in China) versucht, ein Problem dauerhaft “weg-zu-ignorieren”. Dieser Umstand spielt wiederum organisierten Bettlerband in die Hände. Die setzen meist Kinder und/oder Behinderte für ihre Zwecke ein und schicken sie los, um zu betteln. Die Bettler haben ein bestimmtes Soll zu erfüllen, Misserfolg wird mit Prügel bestraft. Leider ist das aber nicht das Schlimmste, von dem ich hier gehört habe. Einmal bettelte mich auf der East Nanjng Road ein kleiner Junge von vielleicth 6 oder 7 Jahren an, dessen Füße auf erschreckend groteske Weise nach außen gedreht waren und der daher eher auf den Fußgelenken lief. Wie soll man da kein Mitleid haben und er erhielt ein paar Yuan von mir. Ein paar Tage später begegnete mir derselbe Junge im Park, als ich mit meiner Freundin unterwegs war. Sie riet mir, dem Kleinen eher nichts zu geben.
Ich muss zuegeben, dass ich das zuerst für sehr hartherzig hielt, aber ich erhielt eine einleuchtende Begründung für diesen Rat:
Mit großer Wahrscheinlichkeit war dieser Junge ein einfaches Straßenkind, das in die Fänge einer dieser BEttlerbanden geraten ist. Wer nicht genug einbringt, wird aber nicht einfach nur geschlagen, sondern bekommt durchaus auch mal ein “Mitleid erregendes Feature” verpasst. Die Chancen ständen gut dafür, dass dem Jungen die Fußgelenke zertrümmert wurden, damit er mehr erebtteln kann. So wird er losgeschickt, um grast jeden Tag einen anderen Platz ab. Entweder wird er hier abgeladen oder vielleicht sogar “überwacht”.
Tatsächlich folgte ihm in etwa 20 Meter Abstand ein Typ mit verschränkten Armen. Ich muss zugeben, dass ich nicht wirklich zu sagen vermag, ob das der “Überwacher” des Kleinen war. Aber selbst wenn nicht, fördert man solche Banden und kriminellen Praktiken natürlich, wenn man den Menschen was gibt. Für eine kurze Zeit hat das mein Gewissen schon irgendwie beruhigt, weil ich einfach nicht jedem was geben kann – aber das hielt nicht lange an.
Bald sieht man jemanden mit einer schrecklichen unbehandelten Hautkrankheit oder eine Oma – alles Bandenmitglieder? Kann auch nicht sein, oder? Auf der anderen Seite sind da die Leute, die kleine Kinder instrumentalisieren, um entweder was zu verkaufen (Rosen oder Taschentücher) oder zu erbetteln. Aber hier fällt’s mir schwer etwas zu geben, denn mein erster Gedanke ist, dass die Kinder ins Bett oder in den Kindergarten gehören und nicht nachts um Zehn auf die Straße oder in die U-Bahn. Immer bin ich hin- und hergerissen, denn natürlich hat es ja wohl seinen Grund, dass diese Menschen es für nötig halten, die Kinder einzusetzen.
Es ist ein Scheiß-Teufelskreis
Mittlerweile versuche ich kurz zu überdenken, ob es Sinn macht dem einen oder anderen was zu geben und entscheide spontan, ob es sich um ein Mitlglied und Opfer einer Bande handelt oder nicht. Ich spende einfach was in der Kirche, in der Hoffnung, dass es ankommt.
Mittlerweile habe ich mir aber auch eine “alles-Kleingeld,-dass-ich-nicht-für-die-nächste-U-Bahn-Fahrt-brauche-gebe-ich-einfach-her”-Mantalität zugelegt. Das funktioniert für mich ganz gut, aber auch ansonsten bilde ich mir ein, ganz gut entscheiden zu können, wem man guten Gewissens etwas geben kann und wem ich lieber sagen möchte: “Bring das Kind nach Hause ins Bett, dann komm wieder und Du bekommst 100 Yuan von mir”.
Auch in Deutschland gibt es viel Armut
Sie denken sich vielleicht gerade etwas wie “Warum in China was spenden, wenn sich nicht mal deren Regierung um die Aremn kümmert. In Deutschland gibt es auch viel Armut und ich habe selbst nicht so viel” – und Sie haben ja auch Recht. Wenn Sie irgendwen in Deutschland betteln sehen und glauben, dass es sinning und gerechtfertigt ist, ihm oder ihr was zu geben oder vielleicht ein Wurstbrot zu kaufen (das man nicht versaufen kann), dann machen Sie es einfach!
Das ändert für mich nichts daran, dass ich mein Kleingeld denen hier geben werde, von denen ich glaube, dass es ihnen hilft. So einige Krankheit kann man zum Beispiel nicht faken und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die alten Leute hier zu Krücken in die Ecke werfen und einen Steptanz auf’sParkettlegen, wenn sie von der Betteltour kommen.
Ich mich darüber hinaus entschlossen, alle Werbeeinnahmen durch diesen Blog – insbesondere die, die durch Klick auf Google Adsense Werbeeinblendungen entstehen und alle Spenden per Paypal, zu 100% an Bedürftige zu geben. Ich werde sowieso immer wieder spontan entscheiden, etwas zu geben, aber mir ist nur zu schmerzlich bewußt, dass ich nicht jedem immer etwas geben kann und dass das auch keinen Sinn machen würde. Aber bei mir können Sie sicher sein, dass keine “Verwaltungskosten” oder “Betriebskosten” o.ä. entstehen, sondern ich das Geld einfach so direkt und ohne Umwege auf der Straße spende.
Sie erhalten keine Spendenquittung und natürlich können un dsollen Sie misstrauisch sein (Bitte seien Sie immer misstrauisch bei Spendenaufrufen!), aber wenn Sie glauben, dass es besser ist an eine große Hilforganisation zu spenden, tuen Sie es! Oder noch besser, schauen Sie sich um und spenden Sie Bedürftige direkt und ohne Umwege. Kaufen Sie dem Bettler an der Straßenecke eine Wurst um Brötchen.
Aber wenn Sie glauben, dass meine Spendenmethode okay ist und dass der ein oder andere Taler abgebracht ist, dann speden Sie doch eine kleine Summe per Paypal. Ich weiß, dass das nur dem sprichwörtlich Tropfen auf den heißen Stein entspricht, aber wenn alle so denken… und außerdem – um mal ein anderes Sprichwort zu bemühen: Steter Tropfen höhlt den Stein.
[paypal-donation]
Danke! Ich verspreche Ihnen, dass Ihre Spende bei den Bedürftigen ankommt!
P.S.: Auch Misereor widmet in der Fastenzeit bis Ostern der Armut in Großstädten besondere Aufmerksamkeit.